Am vergangenen Wochenende fand in Rheinfelden das 15. Standard-Open statt. Mit dabei auch eine Delegation aus Balingen. Mit Niklas Hahn, Joschua Bueble, Andre Dreyer und mir (Thomas Gomer) reisten damit vier Mitglieder des SVB in die Stadt an der deutsch-schweizer Grenze. Mit 70 Teilnehmern war das Turnier voll ausgebucht!
Joschua Bueble erwischte einen eigenartigen Turnierablauf. Gleich 3 seiner 5 Gegner hatten noch nie zuvor eine gewertete Partie gespielt und somit weder eine DZW- noch eine Elo-Zahl. Sein Gegner aus der ersten Runde wurde mit einer TWZ von 1500 gelistet und belegte am Ende des Turnieres einen sensationellen 2. Platz. Das Turnier zeigte deutlich auf, dass es Menschen gibt, die sich innerhalb der coronabedingten Spielpause entweder sehr stark verbessert oder überhaupt erst angefangen haben Schach zu spielen. Im digitalen Zeitalter ist es dadurch möglich als kompletter Anfänger mit reiner Fleißarbeit und in kürzester Zeit zu einer sehr beachtlichen Spielstärke zu finden. Joschua musste das hautnah miterleben und ist mit seinen 3 aus 5 Punkten am Ende zufrieden, aber nicht wirklich glücklich, da es noch unklar ist, wie es sich auf seine DWZ bzw. ELO auswirkt.
Andre Dreyer begann sein Turnier direkt am Spitzenbrett gegen den an 1. gesetzten Veaceslav Cofmann vom Schachclub Eppingen. Dieser bringt Erfahrung aus der zweiten Schachbundesliga mit und gewann somit wie erwartet auch sein Auftaktmatch. Der spätere Turniersieger (5 aus 5!) tat sich am Anfang etwas schwer, konnte aber auch auf Grund des Zeitvorteils einigermaßen souverän gewinnen. Später im Turnier musste Andre noch ein Remis gegen ein junges Talent abgeben und konnte dann am Ende einen guten Schlussspurt hinlegen und das Turnier mit 3 aus 5 Punkten abschließen.
Niklas Hahn nahm sich vor dem Turnier vor einfach möglichst gut Schach zu spielen und vielleicht den ein oder anderen Gegner etwas zu ärgern. Das Turnier begann zwar etwas holprig, aber gerade am letzten Tag konnte Niklas noch eine vermutlich aussichtslose Partie noch durch eine kämpferische Leistung ins Remis retten. Der Gegner hatte 6 Bauern und einen Läufer gegen Niklas seine 3 Bauern und einen Turm. 3 der gegnerischen Bauern waren sogar Freibauern. Kleinere Ungenauigkeiten des Gegners nutzte Niklas konsequent und zwang den Gegner dann am Ende tatsächlich ins Remis. Die letzte Runde konnte er dann gegen einen Schweizer ohne Wertungszahl (ebenfalls neu mit Schach begonnen) gewinnen. Nach diesem Schlussspurt hatte Niklas sich am Ende gute 3 Punkte erspielt und hat damit seine eigenen Erwartungen übertroffen. Die Kraft für den letzten Turniertag holte er sich bei unserem vorabendlichen Grenzübertritt und den von dort aus schönen Ausblick auf den Rhein. Entsprechend gut gelaunt konnte er dann die Heimreise antreten.
Mein Turnier hingegen begann besonders erfolgreich und flachte dann ein wenig ab. Meine Partie in der ersten Runde konnte ich gegen den Tabellenletzten gewinnen. Mit diesem Rückenwind ging ich entsprechend motiviert gegen meinen an 7. gesetzten Gegner ans Brett. Und siehe da, ich konnte tatsächlich sogar gewinnen. Nach druckvollem Spiel konnte ich die Stellung meines Gegners neutralisieren und in Zeitnot sogar noch im Springerendspiel einen Bauern ergaunern und anschließend die Partie für mich entscheiden. Es folgte eine zügig verlorene Partie gegen einen weiteren Spitzenspieler des Turniers. Hier musste ich ziemlich früh meinen Läufer opfern und verlor dann entsprechend auch ziemlich schnell. Die letzten zwei Partien remisierte ich gegen Spieler, die im Schnitt etwa bei 1950 DWZ liegen. Auch hier hatte der letzte Gegner keine Wertungszahl, was dem Spieler wirklich nicht anzumerken war. Mit 3 aus 5 Punkten schloss ich mich somit meinen Kollegen an und bin am Ende sehr zufrieden mit meinem Turnier, da ich mich wirklich mit guten Spielern habe messen dürfen.
Insgesamt bleibt die Erkenntnis, dass trotz durchgehender Maskenpflicht ordentliches Schach gespielt wurde und sogar teilweilweise vergessen wurde, dass wir überhaupt eine Maske getragen haben. Auch die vielen neuen Teilnehmer, die vorher nie mit Vereinsschach in Kontakt kamen und Teil dieses Schach-Booms sind, zeigen auf, dass Schach Zukunft hat und gerade durch die digitalen Möglichkeiten bei jungen Leuten attraktiv ist. Auch die DWZ sagt aktuell nur sehr wenig aus. Die jungen Spieler trainieren alle weiter, aber spielen keine Turniere. Sitzt jemand mit 1200 DWZ vor einem, dann kann es gut sein, dass das gespielte Niveau inzwischen bei etwa 2000 DWZ anzusiedeln ist. Mit jeweils 3 aus 5 Punkten konnte jeder das gleiche Ergebnis einfahren, wobei der Weg dort hin für jeden anders war. Das zeigt die Vielseitigkeit sowie den Reiz des Schachspielens auf. Es ist zwar oft das Gleiche aber nicht immer dasselbe (Grüße gehen raus an meine Jugendgruppe :D ).